Altes Rathaus Gräfelfing
Revitalisierung und Modernisierung des historischen Rathauses
Die Gemeinde Gräfelfing hat sich zum Ziel gesetzt, das historische Rathaus möglichst in seiner Gestalt von 1909 in die Bedürfnisse heutiger Nutzungen und Baustandards zu überführen. Das Haus erhält einen Aufzug und eine Zufahrtsrampe um behindertengerecht zu sein, zwei neue Treppenhäuser als zusätzliche Fluchtwege, eine neue technische Infrastruktur und eine statische Ertüchtigung der Decken sowie ein erneuertes Dach. Als Nutzer stehen neben dem Standesamt mehrere Hortgruppen, das Gemeindearchiv und die Schule der Phantasie fest. Das aus Keller-, Erd-, Ober- und Dachgeschoss mit der Grundrissfläche von ca. 24,1 m x 34,3 m bestehende Gebäude wurde in den Jahren 1904 und 1909 erstellt. Bis auf alte Eingabepläne aus dem Jahr 1909 liegen keine Unterlagen zu dem ursprünglich 19 m breiten und 28,7 m langen ersten Bauabschnitt vor.
In weiteren Bauabschnitten erfolgte in den siebziger Jahren im Norden ein Anbau zusätzlicher Klassenräume. Im westlichen Bereich wurde ebenfalls ein Anbau (ehemaliges Gemeindearchiv) von ca. 11,2 m x 5,5 m errichtet. Das Gebäude verfügt über ein UG, EG, OG, DG und Galerie über DG.
Im Jahr 2008 wurden zwei neue Fluchttreppenhäuser in Sichtbetonbau-weise innerhalb des Gebäudes errichtet. Das gesamte Alte Rathaus hat ein Sparrenpfettendach mit einer Ziegeleindeckung. Die Decken über EG und OG bestehen aus Holzbalkendecken, die Decken über KG aus einer Stahlbetondecke mit im Beton eingebetteten Stahlträgern. Um das im einwandfreien Zustand vorhandene historische Parkett des Trauzimmers im OG zu erhalten, wurden als Verstärkungsmaßnahme der Decke im EG ein Stahlunterzug auf Stützen angeordnet, so dass kein Eingriff in die Holzkonstruktion erforderlich war.
In einer 2. Umbauphase wurden die Betondecke über dem Kellergeschoss für eine Verkehrslast von 500 kg/m² ertüchtigt um variable Nutzungen und Veranstaltungen zu ermöglichen. Im südlichen Gebäudeteil wird vom KG bis ins DG ein Aufzugschacht aus Stahlbeton eingebaut. Durch die Kellerdecke ist er horizontal gehalten. In den Obergeschossen liegen die Holzbalken der Decken auf und werden zur Aussteifung der südlichen Außenwand horizontal in der Lage befestigt. Alle Holzbalkendecken werden für eine Verkehrslast von 500 kg/m² ertüchtigt.
Im Rahmen der energetischen Sanierung wurde eine Aufsparrendämmung aufgebracht und die Dachdeckung erneuert. Um den Energetischen Anforderungen der EnEV 2009 gerecht zu werden, erhalten sämtliche Fassaden eine Wärmedämmung sowie neue Fensterelemente in historischer Gestaltung.
Besonderheiten
Erdgeschoss und Obergeschosse werden als unregelmäßig gegliederter, sechs- bis siebengeschossiger Skelettbau in Stahlbetonbauweise mit Flachdecken und einer tragenden Lochfassade ausgeführt. Durch die stark unterschiedliche Nutzung des Gebäudes wird es erforderlich, dass stützende und aussteifende Bauteile verspringen und zum Teil mehrfach über die Geschossdecken abgefangen werden müssen. In Höhe der Decke über 1. UG werden sämtliche vertikalen Bauteile einschließlich aller aussteifenden Kerne durch eine im Mittel 90 cm dicke Stahlbetonplatte abgefangen. Bedingt durch die elastischen Verformungen der Abfangdecke über 1. UG als Folge der Auflast, stellt sich über die aussteifenden Kerne und Wände der Obergeschosse in Verbindung mit der Scheibenwirkung der Obergeschossdecken eine komplexe räumliche Tragwirkung ein (Faltwerke). Die Decken im 2. bis 4. Untergeschoss werden als gegliederte Flachdecken mit kassettenartig veränderlichen, in Teilbereichen auch gevouteten Decken ausgebildet.
Bauherr und Auftraggeber
Gemeinde Gräfelfing
Architekt
Gallant Architekten, Gräfelfing
Baujahr
2007 bis 2011
Leistungen
Tragwerksplanung
§64 HOAI 2002, LP 1-6, 8
Energetische Nachweise nach EnEV
BRI
8.920 m³
Gesamtbaukosten
5,45 Mio. (brutto)